AT/ Wilder Kaiser/ Fleischbank 2026m Ostwand
der wahrscheinlich spektakulärste "Felstanz" im Wilden Kaiser
Endlich ging es in diesem aktuell sehr nassen Sommer das erste Mal zu meinem Hausberg, dem Koasa. Die letzten Jahre konnte ich dort bereits ab April einige Routen klettern, 2016 hingegen reichten die Verhältnisse maximal für Steinplatte oder Martinswand. Bei Starkregen fuhren wir am Vorabend zum gemütlichen Biwak an der Griesener Alm. Am 16. Juni stiegen wir durch die Steinerne Rinne vorbei an etlichen nassen, triefenden Routen. Insgesamt waren jedoch etliche Wandteile, auch Risse erstaunlicherweise trocken. Durch die Vielfalt in diesem Gebiet findet man wohl immer eine passende Tour.
Zusammen mit dem stärkeren Martin sollte es das absolute Highlight - Titelbild vom alten Kaiserführer - Vertical Tango werden.
Seilfrei stiegen wir das Querband zum ersten Stand der Dülfer (60m, 3), von welcher man die erste Länge komplett mitnimmt (50m, 6).
Anstatt in etlichen Seillängen im Zick-Zack über Platten und Risse den leichtesten Weg zu nehmen, geht es waagerecht nach rechts um´s Eck in die steile gelbe Verschneidung. Klettertechnisch eher einfach, jedoch mit sehr sportlichen Abständen, kleine und mittlere Friends sind hier bestens anzubringen (25m, 7+).
Die zweite Länge ist, abgesehen von einem Runout im oberen Teil, super gesichert bei toller, kraftraubender Kletterei (40m, 8-).
Die SSl im neunten Grad ist über einige Meter extrem kleingriffig mit schlechten Tritten an senkrechter Wand, bevor es ausgesetzt durch den Überhang auf einen Absatz geht (30m, ca. 9).
Als wahrer Genuss nach dieser knallharten Länge steigt man leicht links ansteigend über eine Kaiserplatte ohne Haken zum Stand an der beeindruckenden Kante (45m, 5+).
Nach der beliebten Routenkombi Rebitsch-Spiegl mit Tangoausstieg, welche ich 2015 rotpunkt klettern konnte, hatte ich diesmal ein Problem, den Einstieg in die berühmte Lochplatte richtig zu lesen. Unendlich viele, scharfkantige Löcher, nach oben hin leichter werdend, bei weiteren Hakenabständen. Diese Wand ist sicherlich einzigartig und wunderschön, erfordert jedoch Kraftreserven und stürzen sollte man hier auch nicht (30m, 8-).
Vom ausgestzten Stand klettert man noch einige Meter zum Ende der Lochplatte und steigt leicht über ein Band nach rechts aus. Entweder Zwischenstand nach 30m an einem Klebehaken oder weiter zu einem guten Köpfl (50m, 6+). In 15min gelangt man seilfrei über den Nordgrat zur Fleischbank. So früh wie noch nie erreichen wir den Gipfel, die Vertical Tango ist jedoch eine der kürzesten Touren hier.
Über den Herrweg zuerst abkletternd in die Scharte, am Christaturm vorbei, aufsteigend Richtung Karlspitze und wieder absteigend Richtung Abseilpiste. Die ersten zwei Stände kann man noch seilfrei erreichen, dann in 50m und 10m abseilend zum Wandfuß mit großer Randkluft. Dank dieser Aufteilung ist man schnell wieder unten, noch schneller rutschen wir über große Schneefelder zurück zum Rucksackdepot.
Das langweilige, torlose EM-Spiel Deutschland gegen Polen am Abend konnte mit diesem Bergtag leider nicht mithalten ;)
Ob die Tour 9-/9 oder schwerer ist, möchte und kann ich nicht beurteilen. Laut den Erstbegehern und einigen Wiederholern wird aufgrund der Ausdauer bei einem Durchstieg 9+ vorgeschlagen Man muss jedenfalls UIAA 8 obligatorisch klettern, um überhaupt hochzukommen. Keile eigentlich nicht erforderlich, aber kleine und mittlere Friends. 10 Exen, 50m Doppelseile. Topo und Einschätzung von Martin Feistl
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