ITA/ Dolomiten/ Pordoispitze 2950m Westwand
super steile, ausdauernde, anhaltend schwere Sportkletterei
Ferragosto in den Dolomiten. Als wir nach dem kurzen Zustieg vom Pian de Schiavaneis unter der schwarz-gelben Mauer stehen, werkelt bereits eine Seilschaft in "unserer" Route. Zu unserem Erstauen keine Italiener, sondern ebenfalls Münchner, zum Glück herrscht der große Andrang eher am Piz Ciavazes.
Da in verschiedenen Kletterführern vor den weiten Hakenabständen und der Ernsthaftigkeit gewarnt wird, steige ich angespannt in die erste, eher leichtere Länge, richtig zupacken muss man aber trotzdem schon (40m, 7-).
Nach der schweren Einzelstelle am Beginn der zweiten Länge gilt es, sein Pulver nicht zu früh zu verschießen, denn die Route fordert ordentliche Armkraft (40m, 7+). In Sl 3 geht es vom zweiten Haken überhängend gerade hoch, nicht rechts rum. Es bietet sich an, die kurze Querung nach rechts anzuhängen (50m, 7).
Nach diesem steilen Auftakt folgt eine kohlrabenschwarze Platte zuerst mit Groundergefahr und oben raus einem langen Runout (50m, 7). Ein steiler Aufschwung leitet unter die erste Schlüssellänge (45m, 7).
Zuerst geht es noch gestuft dahin, die Schüttelpositionen sollten wirklich genutzt werden, der steile Überhang pumpt extrem! Der meist nasse Teil wird an Henkeln und sogenannten "Pfützenkellen" überwunden, bevor es an großen Löchern in gelbem Fels ausgesetzt weiter geht. Mit allerallerletzter Kraft rette ich mich nach links zum erlösenden Stand (50m, 8-).
In Sl 8 klettert man in Hakenlinie etwas im Zick-Zack, Griffsuchspiel in plattiger Wand (55m, 7).
Über die leichtere, dafür teils etwas brüchige Sl 9 steigt man auf den großen Absatz (50m, 7-).
Das brüchige Band führt zur Headwall einige Meter links des gewaltigen, nassen Kamins. Wer genug hat, kann nach rechts über das große Band in leichter, alpiner Kletterei abbrechen. Topo der möglichen Routen besorgen.
Sl 10 in sehr rauem Fels unter Groundergefahr links an einem Überhang vorbei (40m, 7-).
In der kurzen Sl 11 könnte man ausnahmsweise perfekt mobil absichern, aber da es nicht so schwer ist, reicht uns der eine Haken. (25m, 7-).
Ohne große Erwartung steige ich mit dicken Armen in die zweite Schlüssellänge, welche jedoch zum Glück wesentlich inhomogener ist als die erste. Nach der schweren Einzelstelle, die zwingend oberhalb des Hakens zu klettern ist, kommt ein super No-Hand-Rest in einem Loch. An etwas splittrigem Fels schiebe ich mich auf gleicher Höhe zum Stand nach rechts (40m, 8).
Ich kann es kaum fassen, dass meine Arme bei dieser anhaltend steilen Route für das onsight durchgehalten haben. Mit letzter Kraft kämpfen wir uns zum letzten Stand (30m, 7).
Abseilen wäre von hier grundsätzlich noch möglich, ist aber sicherlich wenig entspannt, da man mehrmals Zwischenhaken einhängen müsste um die steile Wand anpendeln zu können.
Das Gipfelplateau erreicht man in einer großen Linksschleife durch einen sehr steilen Kamin, schaut von unten wilder aus als es ist. Unterhalb befindet sich ein Schlingenstand zum Sichern, ansonsten seilfrei ca. 100m, Stellen 3, brüchig!
Abstieg an der Seilbahn vorbei über die Pordoi Hütte zum Pordoijoch und trampend zurück zum Auto. Alternativ vom Gipfelplateau nach links durchs Val Lasties.
13 lange Seillängen; anhaltend 7; zweimal 8- und 8; 8- oblg.; 60m Doppelseile; 12 Exen; evtl. kleines Keilset und mittlere Friends; evtl. Reepschnüre und Messer für Sanduhren
Trockene Verhältnisse abwarten, sonst wird die bis in den Herbst nasse, siebte Länge zur Schlüsselstelle (überhängender Ausdauerhammer mit weiten Hakenabständen).
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