AT/ Dachsteingebirge/ Großer Koppenkarstein Direkter Südostpfeiler 2865m
traumhafter Pauseklassiker im extremen Fels als "ski and climb"-Tour
Nachdem ich im Traumwinter 17/18 nahezu nicht auf Skiern stand beendete ich die Saison zumindest mit einer wunderschönen "ski and climb"-Tour. Am 7. April kletterten wir noch im Zillertal die Route "Edelweiß", eine alpin angehauchte Bohrhakenroute bei Ginzling. Diese ist aufgrund der heiklen Frühjahrssituation mit gewaltigen Nassschneelawinen eigentlich frühestens ab Mai zu empfehlen, bei entsprechender Beurteilung jedoch möglich. Deshalb schreibe ich hierzu öffentlich keine weiteren Details.
Am Abend fuhren wir noch weiter zum Parkplatz der Dachsteinseilbahn (Mautstraße: 14€). Nach der klaren, frostigen Nacht stiegen wir um 7:00 bei bockharten Verhältnissen über die Paradeskitour "Edelgrieskar" in 2 Stunden unter die drei Pfeiler der Koppenkarstein Südwand. Auf dem Originalfoto von Jürgen Winkler eine beeindruckend hohe Felswand. Heute jedoch zieren riesige Verbauungen, Satellitenmasten und Flugmarkierungen die Silhouette und die Wand wirkt im Verhältnis gleich wesentlich niedriger. Doch das täuscht, ganze 400m Wandhöhe wollen geklettert werden. Wirklich schwere Seillängen gibt es jedoch nur zwei, der Rest der Tour ist recht homogen im 5ten Grad.
Am Wandfuß (oder etliche Meter darüber im Schnee...) tauschen wir Skistiefel gegen Kletterschuhe und hey, mit Skisocken passen mir meine bequemen Alpinlatschen auf einmal richtig gut :)
Einziges Manko an diesem traumhaften Tag: der Wind. Der Pfeiler ist dermaßen exponiert und sehr windanfällig, wie auch schon Nihat und Andreas wehmütig schilderten...
Unsere Seillängen kamen wie folgt zustande:
Sl1 60m 5- Rinne, dann plattig
Sl2 30m 6 harter Riss, kurze Stelle Eis (besser als Nässe)
Sl3 60m 5- traumhafter Riss, Marmoladafeeling
Sl4 40m 5 Platte und Hangelquerung nach links
Sl5 30m 7(-) steiler, schiefer und abdrängender Riss
Sl6 30m 7(-) vom Stand weg noch kurze, vereiste Rissstelle
Sl7 60m 4+ Kante links der Rinne
Sl8 20m zu Abseilstand oder weiter hinauf zum Sendemast
Abseilen über diverse moderne Routen orografisch rechts des Aufstiegs ist gut möglich, jedoch meist an einzelnen Klebehaken. Bei dem mittlerweile orkanartigen Sturm wurde es noch zur Herausforderung, mit quer hängenden Seilen zurück zu den warmen Schuhen und Skiern zu kommen.
Gerade weil aktuell so viele Frühjahrslawinen abgehen: Entweder fährt man am Vormittag ab, bevor die Schneedecke dermaßen durchfeuchtet wird oder man wartet am Nachmittag mindestens eine Stunde bis die Sonne nicht mehr ins Edelgrießkar scheint und fährt dann im Schatten ab. Firn findet man dann aber so oder so nicht mehr...
Zur Hakensituation: Die Route ist grundsätzlich nicht saniert, es müssen also die meisten Stände (bestehend aus Schlaghaken) mobil ergänzt werden. Darauf sollte man sich auf jeden Fall einstellen. Verschiedene überbohrte und nahekommende Routen mit Klebehaken und Bohrhaken können jedoch immer wieder mitbenutzt werden, sowohl als Zwischenhaken als auch Standhaken. Meist gibt es mehrere Möglichkeiten, wer immer den klassischen Weg nimmt, findet nur in der Schlüssellänge drei Bohrhaken.
Material: 60m Doppelseile, 12 Exen; Cams #0,5 bis #3, mittlere doppelt; Keile
Facts: 400m; 8-12 Seillängen; E 3; VII(-) frei; VI-A1
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